Geliebte,
mein Herz war nie ein besonders kluger Ratgeber, wenn Stolz seine Schatten warf. Ich habe mich in meinem Recht gewiegt, während du längst in deiner Stille ertrankst. Jetzt sitze ich hier, mit einem Stift in der Hand und dem Gefühl, als hätte ich mein eigenes Spiegelbild zerbrochen – denn ohne dich erkenne ich mich nicht mehr wieder.
Ich weiß, dass Worte manchmal wie Schleier sind: Sie verdecken mehr, als sie offenbaren. Und doch bleibt mir nur dieses Mittel, um dir näher zu kommen. Ich schreibe dir nicht, um mich zu verteidigen. Ich schreibe, weil ich dich liebe – und weil ich den Mut aufbringe, mein Herz ohne Rüstung vor dich zu legen.
Es ist nicht nur das, was ich sagte – es ist auch das, was ich verschwieg. Dass ich dich brauche. Dass du mich besser machst. Dass ich ohne dich ein Mann bin, der durch Tage wandert, aber in keinen Himmel mehr schaut.
Wir hatten Pläne, Träume, kleine Rituale, die sich wie Wurzeln durch unser Leben zogen. Und jetzt scheint alles fragil. Aber ich weigere mich zu glauben, dass etwas so Echtes, so tief Gewachsenes, von einem einzigen Sturm hinweggerissen werden kann.
Ich bitte dich nicht, alles zu vergessen. Ich bitte dich, dich zu erinnern: an das Gute, an das, was uns verbindet, an das, was kein Streit der Welt auslöschen kann.
Wenn du bereit bist, den Schlüssel zu drehen, ich schwöre dir: Hinter dieser Tür wartet kein alter Fehler mehr – sondern ein Mann, der gelernt hat, zu lieben, nicht nur mit dem Herzen, sondern auch mit Demut.